Die Verschiebung der Klimazonen

und was das für unseren Wald bedeutet

Bei der Diskussion um große Windkraftanlagen im Wald hört man sehr häufig zwei stark miteinander verwandte Argumente der Befürworter:

„In dreißig Jahren hamma eh‘ kan Wald mehr da.“

„Der Wald is eh‘ scho hin!“

Ein aufmerksamer Beobachter und regelmäßiger Wanderer merkt schnell, dass zumindest die zweite Aussage schlichtweg falsch ist. Die Kahlschlagflächen werden sofort mit Jungbäumen in natürlicher Aussaat besiedelt, sodass binnen weniger Jahre der Boden bereits voller Holunder, junger Birken, Ahorne, Eichen etc. bewachsen ist.

Der ernstzunehmende Hintergrund beider Aussagen oben: Borkenkäfer und Trockenheit haben unsere Wälder bereits stark geschwächt und große Lücken hineingerissen, deren Regenerierung bei der weiteren zu erwartenden Erwärmung ernsthaft beeinträchtigt ist. Österreich hat sich seit dem 19. Jahrhundert bereits um mehr als 2 °C erwärmt, bis zum Ende des 21. Jahrhunderts könnten es 5 °C werden.

Zeit also für einen Faktencheck, welche Szenarien uns tatsächlich ins Haus stehen – und was das für den heimischen Wald bedeutet.

Zunächst einmal ist es völlig richtig, dass Österreich sich stärker erwärmt als das globale Mittel.Landtemperaturen steigen stärker als die Ozeantemperaturen, sowie äquatorferne Gebiete stärker als äquatornahe Gebiete. Der Vergleich Österreich zum globalen Mittel ist hier wiedergegeben:

Die Nullgradlinie entspricht den Mittelwerten des 30jährigen Mittels der Jahre 1961-1990.

Was bedeutet das für die heimischen Klimazonen und vor allem ihre Pflanzen und Tiere, die in den hiesigen Wäldern leben?

Nun, eine Faustregel besagt, dass sich für jedes Grad Temperaturerhöhung die Klimazonen um 100-200 km Richtung Norden verschieben, sowie im Gebirge um 140-250 m nach oben. Steigt bei uns also die Mitteltemperatur um 5 °C, wie es die weniger dramatischen Szenarien versprechen, so bekommen wir ein Klima, das dem derzeit um 500-1000 km weiter südlich entspricht. Im Gebirge wandern dabei die Höhenstufen um 700-1250 m nach oben.

Das ist durchaus dramatisch! Droht deshalb eine Versteppung der Landschaft mit einem drohenden Verlust von allem geschlossenen Baumbestand?

Ganz klar NEIN, solange wir gewisse landschaftsökologische Grundlagen beachten. Dazu gehören ein Stopp der Landschaftsversiegelung, keine Monokulturen im Wald, sowie eine Umstellung der industriellen Landwirtschaft auf ökologische Landwirtschaft. Das alles sind keine Maßnahmen gegen den Klimawandel im engeren Sinne, sondern ganz einfacher und elementarer Landschaftsschutz.

Nichtsdestotrotz bedeutet die kommende Verschiebung der Klimazonen eine drastische Veränderung für Pflanzen, Tiere, Wald und Landschaft – und damit nicht zuletzt auch für uns!

Die Klimazone, die uns aller Voraussicht nach erobern wird, ist jedoch kein semiarides Mittelmeerklima, sondern ein feuchtes Subtropenklima, wie es derzeit in Norditalien herrscht, oder im Südosten der USA (etwa am Missisippidelta oder in South Carolina), oder auch im Südosten Chinas. Natürlich wird es trockene Jahre geben, insgesamt jedoch dürften Gewitter und Regenfronten uns auch in Zukunft erhalten bleiben. Diese werden – wie auch die Trockenperioden – insgesamt noch deutlich heftiger ausfallen als heute.

Gerade deshalb jedoch ist der Erhalt unserer Wälder, oder sogar ihr weiteres Wachstum, umso wichtiger! Natürlich droht uns eine Versteppung der Landschaft, wenn wir stur weiterhin die Fichte in Monokulturen anbauen und weiterhin riesige Ackerflächen ohne schützende Baumstreifen oder Hecken anlegen. Die Fichte wird unterhalb einer Höhenlage von 600 m in jedem Fall verschwinden und wahrscheinlich noch deutlich höher klettern müssen. An ihrer statt werden immergrüne Hartlaubgewächse treten wie Lorbeerbäume, Magnolien, Steineichen, sowie auch Trockenheit gewöhnte Nadelhölzer wie Douglasien, Zedern, wärmeliebende Kiefernarten (eventuell sogar Pinien!) und Zypressengewächse.

Der Wald wird sich verändern, möglicherweise sogar dramatisch, aber er wird – achtsame und behutsame Pflege und Betreuung vorausgesetzt – uns erhalten bleiben. Windkraftanlagen en masse in den heimischen Wäldern hingegen gehören, trotz geringer Treibhausgasemissionen, nicht zu den Methoden schonender Waldbewirtschaftung oder gar Walderhaltung.


Quellen: