Energiewende – Ist sie machbar?

Wie alle Änderungen, die nur mit Aufwand und Mühe zu erreichen sind und nicht unmittelbar dem der Steigerung des Wohlstands und dem persönlichen Wohlergehen dienen, wird auch die Energiewende häufig mit Skepsis betrachtet.

„Wer soll das alles zahlen?“, wird oft gefragt.

„Das funktioniert nie!“

„Atomstrom willst net, aber Handy laden schon.“

Ausschnitte einiger kritischer Stimmen zu Erneuerbaren Energien.

Energiewende bedeutet nicht weniger, als die derzeitig genutzten fossilen Energieträger vollständig durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Ein gewaltiges Unterfangen! Leider alternativlos, da die Klimakrise ansonsten im schlimmsten Falle unsere Kultur, vielleicht sogar die ganze Menschheit auslöschen würde. Das scheint so unvorstellbar, dass in konservativen Kreisen häufig von „Klima-“ oder „CO2-Alarmismus“ die Rede ist. Leider ist auch die Klimakrise mit all ihren Auswirkungen Fakt, ebenso wie die Evolution oder die Schwerkraft. Auch die sophistischsten Ausflüchte können daran nichts ändern.

Die Frage lautet trotzdem: Kann sich Österreich überhaupt alleine nur mit Erneuerbaren Energien selbst versorgen? Immerhin beträgt unser Primärenergiebedarf ca. 420 TWh pro Jahr!

Die Antwort lautet trotzdem eindeutig JA.

Mit einer kleinen Einschränkung: Den richtigen gesellschaftlichen und politischen Willen vorausgesetzt!

Die Sache ist allerdings ein klein wenig kompliziert, weil es ja nicht ausreicht, die Energie einfach nur zu erzeugen (ich weiß, physikalisch betrachtet ist das falsch, aber ich gehe da mal mit unserer Alltagserfahrung), sondern sie auch zu verteilen und zu speichern.

Fossile Energien haben es da leichter, weil sie Energieproduzenten und Energiespeicher in einem sind. Kohle kann man hervorragend bunkern und bei Bedarf verfeuern, Öl in Tanks lagern und selbst Gas in Hochdruckbehältern gut aufspeichern.

Aber die Sonne scheint bei Nacht und Nebel nicht, der Wind weht unstetig und auch Wasser muss in ausreichenden Mengen zusammen mit der richtigen Topographie (großen Höhenunterschieden) vorhanden sein. Einzig und allein Biomasse und Geothermie sind wie fossile Energien stets nutzbar. Letztere ist allerdings sehr aufwändig (außer man lebt auf Island…) und ersterer droht bei unserem Energieverbrauch ganz schnell die Übernutzung (wie ein Blick nach Haiti oder auch in unsere Vergangenheit leicht zeigt).

Doch für all das gibt es Lösungen, die zwar nicht ganz einfach sind, dafür dann aber das Potenzial haben, uns wirklich lange erhalten zu bleiben, ohne unser Klima weiter zu ruinieren. Aufgrund der Komplexität dieses Themas geht es hier erst einmal darum zu analysieren, ob Österreich überhaupt genug Potenzial an Erneuerbaren Energien hat, um sich damit selbst zu versorgen.

Werfen wir daher erst einmal einen Blick auf unseren Primärenergieverbrauch im Gesamten:


Die 500 Petajoule der Grafik oben entsprechen ca. 139 Terawattstunden. Die gute Nachricht: Ein Großteil davon ist bereits Erneuerbar. Die Herausforderung, unsere Energie nicht nur zu defossilisieren, sondern auch noch weitgehend auf österreichischem Staatsgebiet zu erzeugen, scheint in der Tat entmutigend.

Wie kann das also doch geschafft werden?

Alles steht und fällt mit der Aufgabe, den Energiebedarf und damit auch den Energieverbrauch als Ganzes zu senken. Dies kann verhältnismäßig einfach durch Effizienzsteigerung erreicht werden. Gerade im Verkehr ist das durch den konsequenten Einsatz von E-Mobilität leicht erreichbar, weil Elektromotoren dreimal effizienter sind als Verbrennermotoren. Das reicht aber noch nicht: Auch der Mobilitätsbedarf muss zurückgehen, gekoppelt mit einem starken Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und einer Abkehr von großen, hochmotorisierten SUVs hin zu Mikromobilität wie Elektroleichtfahrzeugen, sowie Fahrrad- und Fußmobilität. Auch im Frachtverkehr ist die Rückwendung hin zur Bahn deutlich effizienter gegenüber dem LKW (und ist aus gutem Grund bereits weitgehend elektrifiziert!).

Beim Heizbedarf erweisen sich Wärmepumpen als unschlagbar effizient, weil sie eine in der Natur bereits vorhandene Wärmequelle direkt nutzen. Dadurch ist es ihnen möglich, ein Mehrfaches an Wärmeenergie ihres eigenen Energieeinsatzes bereitzustellen.

Gleichzeitig ist es unabdingbar, durch bessere Dämmung Häusern und Wohnungen den Heizbedarf selbst zu senken.

Ohne  alle Schritte und jeden einzelnen Bereich aufzulisten: Das Einsparungspotenzial am Primärenergiebedarf für Österreich liegt insgesamt bei ca. 40%. Der Jahresbedarf an Primärenergie schrumpfte damit von 417 TWh auf nur mehr 250 TWh. 139 TWh erzeugen wir bereits selber, den Großteil davon bereits Erneuerbar. Einige Einsparungspotenziale sind in folgender Grafik wiedergegeben:

Was den zusätzlichen Ausbau betrifft, so ist es nötig, innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte einen Zubau von ca. 130 TWh an Erneuerbaren Energien zu schaffen. Und bevor erneut auf die immensen Kosten dieses Um- und Ausbaus verwiesen wird, so möge bedacht werden, dass wir derzeit zwei Drittel unserer benötigten Energie importieren, was jährlich Kosten von ca. 10 Mrd. Euro verursacht. Die Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien liegen weit darunter: So stellt die österreichische Bundesregierung jährlich bis 2030 eine Mrd. Euro an Fördermitteln zur Verfügung, die Privatwirtschaft will weitere 3,5 Mrd. jährlich investieren.

Die Nutzung des Einsparungspotenzials bei Erneuerbaren Energien ist schlussendlich der Schlüssel zur Möglichkeit Österreichs, sich selbst zu 100% nachhaltig selbst versorgen zu können. Denn die Nutzungspotenziale an Erneuerbaren Energien belaufen sich hierzulande auf mehr als 270 TWh jährlich (zur Orientierung: 1.000 Petajoule = ca. 278 TWh):

Zusammengefasst:

Effizienzsteigerung kann unseren Primärenergiebedarf von derzeit 417 TWh jährlich auf 250 TWh senken. Die Ausbaupotenziale für Erneuerbare Energien belaufen sich in Österreich hingegen auf rund 280 TWh.

So gesehen ist die Rechnung also nicht sonderlich schwer.

Die Energiewende in Österreich ist vom Potenzial her eindeutig MÖGLICH!

Quellen: