Flächenbedarf für den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik bis 2030

Laut Erneuerbarem Energiegesetz EEG vom Jänner 2022 sollten bis 2030 unter Anderem genügend Windkraftanlagen hinzugebaut werden, um zusätzliche 10 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr erzeugen zu können. Bei Photovoltaik sollen es noch etwas mehr sein, nämlich 11 TWh. Dies liegt daran, dass die Windkraft hierzulande bereits deutlich stärker ausgebaut ist als die Photovoltaik.

Damit soll es möglich werden, dass Österreich ab 2030 seinen Strom zu 100% aus erneuerbaren Quellen selbst erzeugen kann. Bilanziell, wohlgemerkt, denn nach wie vor muss überschüssiger Strom exportiert und bei zu geringer Erzeugung Strom importiert werden. Weiterer Ausbau an Netzkapazitäten und vor allem Speichern ist nötig, um von Energieimporten unabhängiger zu werden.

Interessant ist jedoch zunächst die Frage, wie viel Fläche es überhaupt braucht, um die angestrebten Kapazitäten auszubauen.

Bei der Windkraft sind zusätzlich etwa 1.000 gewaltige Windkraftanlagen zu je ca. 6 MW Nennleistung notwendig, um in etwa 10 TWh Strom im Jahr erzeugen zu können. Sie haben Nabenhöhen von bis zu 200 Meter und Rotordurchmesser von etwa 150 m. Die geplanten Windkraftanlagen im Raum Waidhofen haben in etwa diese Dimensionen und Leistung.

Eine Faustregel besagt, dass Windräder in Hauptwindrichtung nicht näher als 5 Rotordurchmesser stehen sollten, was in diesem Falle 750 Metern entspricht. In Nebenwindrichtung beträgt der Minimalabstand 3 Rotordurchmesser, hier also 450 Meter. Eine einzige Windkraftanlage belegt damit eine Fläche von 337.500 m² oder fast 34 Hektar. Für den Ausbau in ganz Österreich gerechnet müsste also eine Minimalfläche von ca. 340 km² nur für den Windkraftausbau reserviert werden, realistischerweise (wenn Abstandsregeln zu Wohnanlagen oder ähnliche Einrichtungen hinzukommen) werden es vermutlich ca. 1.000 km², pro Windrad im Durchschnitt also 1 km². Diese Fläche wird nicht versiegelt und kann zum größten Teil auch noch anderweitig genutzt werden, wie für Acker- oder Gemüseanbau, oder auch auf Wiesen oder Almen stehen. Waldstandorte gilt es – besonders bei hoher Anlagendichte – tunlichst zu meiden, um zusätzliche ökologische Belastungen zu minimieren.

Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass mit dem in Niederösterreich geltenden Minimalabstand von 1.200 m eine Fläche von 4,5-5,76 km² pro Windrad entsteht (je nachdem, ob die Fläche quadratisch oder rund ist), in welcher selbiges derart auf die Landschaft einwirkt, dass menschliche Siedlungen dort verboten sind. Österreichweit ergibt das bis 2030 eine zusätzliche Fläche von 4.500-5760 km², größer als das ganze Waldviertel.

Windkraft gilt als effizienter als Photovoltaik, daher wird sie stärker propagiert. Ab 2030 sollen jährlich 17 TWh an Windkraft bereitstehen und 13 TWh Photovoltaik. Die zusätzliche Fläche für den PV-Ausbau braucht jedoch geschätzt nur 77 km² und damit weniger als ein Zehntel der Fläche, die für den Windkraftausbau reserviert werden müsste!

Die Rechnung ist relativ einfach: Moderne Photovoltaikpanele haben auf durchschnittlich 7 m² eine Peakleistung von 1 Kilowatt. Für 1 Megawatt benötigen sie eine Fläche von 7.000 m² und für 1 Gigawatt 7 km². Pro Jahr ergibt das einen durchschnittlichen Ertrag von 1 TWh. 11 TWh benötigen also ca. 77 km² Fläche.

Hierzu einige Vergleiche:

Die jährlich versiegelte Fläche in Österreich beträgt 43 km².

Die Gebäudefläche beträgt 713 km².

Die Fassadenfläche beläuft sich auf ca. 930 km².

Nur ein kleiner Bruchteil davon ist nutzbar, doch das reicht bereits. Man darf außerdem nicht die vielen außerordentlich großen Parkplatzflächen vergessen, die auch in ländlichen Gegenden immer häufiger zu finden sind, sowie das große Potenzial von Solarzäunen, die so gut wie keine Grundfläche benötigen.

Solarenergie ist wesentlich flexibler und schonender einzusetzen als Windkraft, hat jedoch den Nachteil, nachts und bei Nebel/Bewölkung keine oder nur mehr ganz geringe Strommengen zu liefern. Hier würde der Speicherbedarf enorm in die Höhe schnellen und hohe Investitionen erfordern.

Dennoch scheint es, dass Photovoltaik gegenüber der Windkraft im Vorteil ist, was Flächenbedarf und ökologische, sowie soziologische Verträglichkeit betrifft. Ihr Ausbaupotenzial übertrifft die Ausbauziele der Windkraft bedeutend, während fraglich ist, ob sich für diese überhaupt genug Flächen finden, die auch strengen ökologischen Richtlinien standhalten und dabei das Landschaftsbild nicht belasten. Denn die Wirkung von Windkraftanlagen auf die Landschaft endet ja nicht mit ihrer Einwirkung auf die Luftströmungen. Es hat seinen guten Grund, dass in Niederösterreich ein Minimalabstand von 1.200 m zur nächsten Siedlungsfläche vorgeschrieben ist. Geräusche, Schattenfall, Eiswurf etc. gebieten Vorsicht und Respekt vor den gigantischen Rotorblättern, deren Spitzen Geschwindigkeiten von über 350 km/h erreichen. Nicht nur dominieren sie ab einer gewissen Größe jedes Landschaftsbild, sie sind dominante Industrieobjekte, die das Gesicht einer jeden Landschaft nachhaltig verändern.

Ihre Landschaftswirkung übersteigt damit in bisher noch nicht quantifizierbarer Weise den oben ausgerechneten Flächenbedarf.

Photovoltaik hingegen lässt sich in fast jedes Gebäude in jedem urbanen Raum fast mühelos integrieren, denn sie enthält keine sich bewegenden Teile und ist in jeder Größe (egal ob in Taschenrechner- oder Fußballfeldgröße) gleich effizient.

Es steht außer Frage, dass beides ausgebaut gehört, jedoch muss dabei ganz klar festgestellt werden, dass Windkraft die zweite Rolle gegenüber der Photovoltaik spielt. Sonnenenergie ist einfach viel unbeschränkter verfügbar als Windkraft…

Quellen: